„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*10.3.1907 (Dresden) | † 4.8.1978 (Wolfsburg)

Alfred Hempel

Alfred Hempel mit Tochter Mechthild, undatiert, Privatbesitz
Irene und Alfred Hempel, undatiert, Privatbesitz

Zusammen mit der Ehefrau verurteilt


Der gebürtige Dresdner Alfred Hempel wuchs gemeinsam mit seiner Schwester Johanna in einem evangelisch-lutherisch geprägten Elternhaus auf. Nach Abschluss der 8. Klasse absolvierte er eine Ausbildung zum Fernmeldemechaniker. Später arbeitete er als technischer Fernmeldeingenieur in Dresden Seit 1945 war Alfred Hempel, der früher der NSDAP angehört hatte, Mitglied der Christlich-Demokratischen Union (CDU). Er leitete den Posaunenchor der evangelisch-lutherischen Laurentiusgemeinde in der Weinbergskirche Dresden-Trachenberge.

Am 28. Mai 1947 wurde Alfred Hempel gemeinsam mit seiner Ehefrau Irene von Angehörigen der sowjetischen Sicherheitsorgane verhaftet und in das Gefängnis der sowjetischen Geheimpolizei am Münchner Platz überführt. Die sechs gemeinsamen Kinder blieben zunächst allein zurück und erfuhren lange nicht, wo ihre Eltern hingebracht worden waren. Nach mehr als einem Jahr und acht Monaten Untersuchungshaft verurteilte das Militärtribunal der Sowjetischen Militäradministration des Landes Sachsen Alfred Hempel gemeinsam mit seiner Ehefrau und seiner Schwägerin sowie 17 weiteren Angeklagten nach zweitägigem Prozess am 11. Februar 1949 in Dresden auf der Grundlage von Artikel 58-6, Abschnitt 1 (Spionage) und Artikel 58-11 (konterrevolutionäre Gruppenbildung) des StGB der RSFSR zu 25 Jahren Haft in einem „Besserungsarbeitslager“.

Laut Urteil wurde der Gruppe vorgeworfen, seit ihrer Gründung 1946 in der amerikanischen Besatzungszone bis Mai 1947 Spionageinformationen militärischen, wirtschaftlichen und politischen Charakters gesammelt und über einen Kontaktagenten an den amerikanischen Geheimdienst weitergegeben zu haben. Nach gleichlautender familiärer Überlieferung überredete einer der Brüder von Irene Hempel, der inzwischen in der US-amerikanischen Besatzungszone lebte, seine Schwester und ihren Ehemann sowie die Schwester Liselotte, ihn bei seinem ersten Auftrag für die amerikanische Besatzungsmacht zu unterstützen. Sie sollten Kennzeichen sowjetischer Militärfahrzeuge notieren und per Kurier übermitteln. Doch schon die erste briefliche Nachrichtenübermittlung wurde abgefangen.

Die Haftstrafe verbüßte Alfred Hempel im Speziallager Bautzen und in der DDR-Strafvollzugsanstalt Bautzen. Am 15. Oktober 1956 wurde er entlassen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau und drei Kindern flüchtete er in die Bundesrepublik nach Braunschweig. Alfred Hempel verstarb am 4. August 1978 nach langer schwerer Krankheit in einem Pflegeheim in Wolfsburg.

Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Alfred Hempel am 22. Juni 1995 als Opfer politischer Repressionen.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ADCP), Bestand Exil-CDU, 03-013-730
  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 5ud-460-94
  • Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 9409, op. 1, d. 192
  • Zentralarchiv des FSB (ZA FSB), P-1621

Veröffentlichungen

  • Günter Buchstab (Hrsg.), Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945-1961. Eine biographische Dokumentation, Düsseldorf 1998, S. 149