„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*11.3.1911 (Dresden) | † 23.4.2010 (Hemhofen)

Heinz Aurich

Heinz Aurich, Porträtfotografie, undatiert, privat

Verurteilt wegen vermeintlicher Wirtschaftsspionage


Der in Dresden geborene und dort wohnhafte Mechaniker war während des Zweiten Weltkrieges als Technischer Inspektor auf verschiedenen Fliegerhorstwetterwarten der Luftwaffe eingesetzt. Nach Ende des Krieges und Entlassung aus der britischen Kriegsgefangenschaft nahm er eine Beschäftigung beim Dresdner elektrotechnischen Großbetrieb „Koch & Sterzel“ auf. Politisch engagierte er sich seit 1947 in der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP).

Am 12. Juli 1948 wurde Heinz Aurich von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet. Ausweislich der Verhörprotokolle in seiner Strafakte hatte er zwei Wochen vor der Verhaftung dem später mitverurteilten Kassierer der Dresdner LDP Joachim Kraner in schriftlicher Form Informationen über Produkte der Firma „Koch & Sterzel“ und über ihren Abtransport als Reparationen in die Sowjetunion übergeben.

Nach fast zweijähriger Untersuchungshaft verurteilte ihn das Militärtribunal der 1. Gardepanzerarmee am 9. März 1950 in einem Prozess mit zehn weiteren Mitangeklagten im Gerichtsgebäude am Münchner Platz in Dresden nach Art. 58-6 Abs. 1 StGB der RSFSR zu 20 Jahren „Besserungsarbeitslager“. Die Verurteilung stand im Zusammenhang mit der Zerschlagung von Gruppen in der LDP, die Widerstand gegen die Gleichschaltung zu einer Blockpartei leisteten.

Nach der Verurteilung wurde Heinz Aurich in die Strafvollzugsanstalt Bautzen I überführt. Am 17. Januar 1954 wurde er vorfristig von dort entlassen.

Nach der Entlassung übersiedelte er 1954 in die Bundesrepublik und ließ sich in Hamm/Westfalen nieder. Er arbeitete zunächst bis 1959 als Technischer Angestellter bei der Firma Pohlschröder in Dortmund. Anschließend wechselte er zum Deutschen Wetterdienst nach Bocholt.

Heinz Aurich starb am 23. April 2010 in Hemhofen.

Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte ihn am 6. April 1995 als „Opfer politischer Repressionen“. Zur Begründung heißt es unter anderem, die übergebenen Informationen über die politische und ökonomische Lage in Ostdeutschland hätten nicht den Charakter eines Staatsgeheimnisses.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • BArch, MfS, G-SKS 300321
  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 4uks-1345-94
  • Justizvollzugsanstalt Brandenburg, 178/53
  • Zentralarchiv des FSB (ZA FSB), K-98060