„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*2.10.1891 (Nossen) | † 29.9.1981 (Regensburg)

Hermann Eisner

Hermann Eisner, Fotografie von Haftkarteikarte, JVA Bautzen
Hermann Eisner, Haftkarteikarte, JVA Bautzen
Schreiben der Ehefrau Johanna Eisner an die Strafvollzugsanstalt Bautzen, 18.02.1954, BArch, MfS, Abt. XII/RF/169, Bl. 14
Antwort der Strafvollzugsanstalt Bautzen an die Ehefrau,04.03.1954, BArch, MfS, Abt. XII/RF/169, Bl. 15
Schreiben des Rat des Stadtbezirks der Stadt Dresden an die Strafvollzugsanstalt, 29.12.1953, BArch, MfS, Abt. XII/RF/169, Bl. 16
Antwort der Strafvollzugsanstalt Bautzen an den Rat des Stadtbezirks der Stadt Dresden, 11.01.1954,BArch, MfS, Abt. XII/RF/169, Bl. 17

Verurteilt für die Beschädigung eines Bilds des „Generalissimus Stalin“


Hermann Eisner wurde als Sohn einer evangelisch geprägten Handwerkerfamilie in Nossen geboren. Dort besuchte er die Volksschule und eine einjährige Fachschule, die er mit guten Ergebnissen abschloss. Von 1906 bis 1909 machte er eine Schlosserlehre und absolvierte im Anschluss von 1910 bis 1913 seinen Militärdienst in Kiel. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen und nahm bis Kriegsende an diesem teil. Im Dezember 1918 nahm er eine Anstellung bei der Reichsbahn in Dresden-Friedrichstadt an. Dort bildete er sich 1920 vom Maschinisten zum Lokführer weiter. Im gleichen Jahr heiratete Eisner. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Während der Zeit des Nationalsozialismus trat Eisner 1934 der Massenorganisation NS-Volkswohlfahrt bei. Da er als Lokführer „uk“-gestellt war, musste er während des Zweiten Weltkriegs keinen Kriegsdienst leisten. 1945 erlitt er mehrere Schicksalsschläge. Bei einer Bombardierung Dresdens am 16. Januar 1945, die vor allem den Bereich des Bahnhofs Friedrichstadt traf, verlor er Haus und Ehefrau. Im März 1945 wurde zudem sein ältester Sohn, der sich im Kriegseinsatz befand, wegen „Entfernung von der Truppe“ erschossen.

Nach Kriegsende ging Eisner im Dezember 1945 erneut eine Ehe ein. Er blieb bei der Reichsbahn angestellt, zuletzt als Oberlokomotivführer. Laut Führungszeugnis der Strafvollzugsanstalt Bautzen beschädigte er Anfang 1951 aus Frustration über die geringe Arbeitsvergütung ein Porträt Joseph Stalins, wofür ihn sowjetische Sicherheitskräfte am 18. Februar 1951 verhafteten und dem Untersuchungsgefängnis in der Bautzner Straße in Dresden zuführten. Am 25. April 1951 verurteilte ihn dort das Militärtribunal der 1. Garde-Panzerarmee (Feldpostnummer 08640) wegen „antisowjetischer Propaganda“ zu 25 Jahren „Besserungsarbeitslager“. Seine Überführung in die Strafvollzugsanstalt Bautzen erfolgte am 16. Mai 1951.

Während der Haft war er hauptsächlich in der Gefängnisküche und bei Bauarbeiten eingesetzt. Die Gefängnisleitung urteilte im Dezember 1954 über Eisner, dass er „verträglich und hilfsbereit“ sei, jedoch „das Verwerfliche seiner Tat“ nicht einsehe. Er sei zudem weiterhin der Sowjetunion gegenüber feindlich eingestellt und zeige kein Interesse an der „politischen und wirtschaftlichen Entwicklung“ der DDR. Infolge des Gnadenerlasses durch den Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, wurde Eisner am 7. April 1955 aus der Haft entlassen und kehrte nach Dresden zu seiner Frau zurück. Später siedelten er und seine Gattin in die Bundesrepublik über. Dort verstarb Eisner, inzwischen verwitwet, am 29. September 1981 in Regensburg.

Hermann Eisner wurde am 7. Oktober 1997 von der Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation als Opfer politischer Repressionen rehabilitiert.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • BArch (Bundesarchiv), NY 4090/445 März 55
  • BArch Berlin, DO1/32.0/39721 Apr53
  • BArch, MfS, Abt. XII/RF/169
  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, K-96720
  • Justizvollzugsanstalt Bautzen, 8235