*18.11.1909 (Sehma (Erzgebirge))
Johannes Böttger
Für die „Aufbewahrung antirevolutionärer Literatur“ zu 25 Jahren Haft verurteilt
Johannes Böttger wurde als Sohn einer evangelisch-lutherischen Arbeiterfamilie in Sehma im Erzgebirge geboren. Nach der achtjährigen Volksschule besuchte er die Handelsschule in Annaberg und absolvierte eine dreijährige Kaufmannsausbildung mit guten Ergebnissen. Danach war er von 1927 an drei Jahre als Kaufmann in Dresden tätig.
1930 trat Böttger freiwillig in die Reichswehr ein und wurde Berufssoldat, was er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs blieb. Er nahm in dieser Funktion an der Besetzung des Sudetenlandes teil und war während des Kriegs bei verschiedenen Feldzügen und Fronten eingesetzt. Neben Frankreich waren dies vor allem Kriegsschauplätze in Südosteuropa und in der Sowjetunion. Bei Kriegsende hatte er den Dienstgrad eines Oberleutnants.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Böttger nach Dresden zu seiner Frau, die er 1937 geheiratet hatte, zurück und war zunächst als Hilfsarbeiter in der stark zerstörten Stadt tätig. Ab 1947 konnte er bei der Firma „Kurt Jareis“ als Buchhalter arbeiten. Im Jahr 1949 trat Böttger der NDPD bei, was für ein politisches Interesse spricht.
Am 18. September 1951 wurde Böttger wegen des Besitzes konterrevolutionärer Literatur durch sowjetische Sicherheitsorgane verhaftet und dem sowjetischen Untersuchungsgefängnis in der Bautzner Straße in Dresden zugeführt. Nach mehrmonatiger Untersuchungshaft kam es am 12. Februar 1952 vor dem Militärtribunal der 1. Garde-Panzerarmee (Feldpostnummer 08640) zum Prozess. Mit ihm angeklagt waren sein Schwager Gerhard Stephan sowie Alfred Braun und Bernhard Rühl. Böttger erhielt für antisowjetische Propaganda und illegale Gruppenbildung 25 Jahre Haft in einem „Besserungsarbeitslager“.
Am 15. Februar erfolgte seine Verlegung in die Strafvollzugsanstalt Bautzen I. Im Oktober 1952 wurde Böttger in die Strafvollzugsanstalt Torgau überführt. Dort war er bis zum 16. Januar 1954 inhaftiert. Seine Freilassung erfolgte per Gnadenerlass des Obersten Gerichts der UdSSR.
Zunächst kehrte Böttger nach Dresden zurück. Doch schon im Mai 1954 flüchtete er mit seiner Ehefrau nach West-Berlin. Von dort flogen sie nach Hannover aus und kamen über Stuttgart nach Esslingen am Neckar, wo sie sich niederließen. Über das weitere Schicksal Böttgers ist nichts bekannt.
Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Johannes Böttger am 23. August 2001 als Opfer politischer Repressionen.
Weitere Dokumente
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- BArch Berlin, DO1/32.0/39739 Jan54; DO1/32.0/397
- BArch, MfS, Abt. XII/RF/507
- Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, Isorg-4-1714-20