*6.2.1901 (Malstatt-Burbach) | † 25.1.1983 (Bremen)
Karl Zimmer
Als Stadtgruppenvorsitzender der LDP vor dem Tribunal
Der aus Malstatt-Burbach gebürtige Ingenieur Karl Zimmer wuchs gemeinsam mit seiner Schwester in Saarbrücken auf. Sein Vater war Eisendreher. Nach Abschluss der Volksschule erlernte er Technisches Zeichnen und den Beruf des Werkzeugschlossers. Von Oktober 1922 bis Juli 1925 absolvierte er sechs Semester am Technikum Mittweida und legte dort das Examen als Maschinenbau-Ingenieur ab. In Mittweida lernte er auch seine spätere Ehefrau Charlotte Kühn kennen, eine Einwohnerin der Stadt. Nach dem Abschluss des Studiums zogen beide nach Berlin-Charlottenburg und später nach Dresden. Von Oktober 1934 bis Juni 1945 war er als Abteilungsleiter Wasserreinigungsbau der Firma Dampfkesselfabrik Uebigau beschäftigt. 1942 wurde eine erste Tochter geboren, die jedoch mit nur zwei Jahren verstarb. 1944 wurde die Tochter Sabine geboren. Wegen einer Augenerkrankung wurde Karl Zimmer nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Im November 1945 trat er der LDP bei. Er war Vorsitzender einer Dresdener Stadtgruppe. Zuletzt arbeitete er als Oberingenieur im Zweigbüro der Firma Wasserreinigungsbau Kary KG in Dresden.
Am 12. Juli 1948 wurde Karl Zimmer frühmorgens in seinem Büro verhaftet. Er kam zunächst in das Gefängnis an der Dresdner Schießgasse und wurde später in das sowjetische Untersuchungsgefängnis am Münchner Platz überstellt.
Nach 20-monatiger Untersuchungshaft verurteilte das Militärtribunal der 1. Garde-Panzerarmee Karl Zimmer und zehn weitere Mitangeklagte am 9. März 1950 am Münchner Platz in Dresden wegen Spionage und antisowjetischer Propaganda zu 20 Jahren Haft in einem „Besserungsarbeitslager“.
Laut Erinnerungsbericht des Mitverurteilten Wolfgang Espig soll Joachim Kraner, Kassenwart der Dresdner LDP-Stadtgruppe, sowohl für den amerikanischen, als auch für den französischen Geheimdienst tätig gewesen sein und Informationen zur Stimmung in der Bevölkerung, Angaben über Reparationslieferungen und Informationen zur Parteiarbeit gesammelt und weitergegeben haben. Was Kraner nicht wusste, war, dass ein Mitglied der Gruppe als Spitzel für den sowjetischen Geheimdienst arbeitete und alle Informationen zu Treffen und Informationssammlungen weitertrug. Die Verurteilung stand zugleich im Zusammenhang mit der Zerschlagung von Gruppen in der LDP, die Widerstand gegen die Gleichschaltung zu einer Blockpartei leisteten.
Die Haftstrafe verbüßte Karl Zimmer in der DDR-Strafvollzugsanstalt Bautzen, wo ihn seine Ehefrau gemeinsam mit der sechsjährigen Tochter Sabine besuchte. Seit April 1952 arbeitete er als Konstrukteur im Konstruktionsbüro in der Haftanstalt. Am 17. Januar 1954 wurde er nach Dresden entlassen. Von dort flüchtete er umgehend nach West-Berlin und zog anschließend weiter nach Bremen. Erst 1955 erhielt seine Ehefrau die Genehmigung, mit der gemeinsamen Tochter zu ihm nach Bremen zu ziehen. Dort hatte Karl Zimmer noch einmal von vorn in einem Ingenieurbüro angefangen. Seiner Tochter erzählte er nichts von der Haft.
Karl Zimmer verstarb am 21. Januar 1983 in Bremen.
Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Karl Zimmer am 6. April 1995 als Opfer politischer Repressionen.
Weitere Dokumente
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- Archiv des Liberalismus (AdL), A45-2168
- BArch Berlin, DO1/32.0/39739Jan54; DO1/32.0/397
- Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 4uke-id2490-2023
- Justizvollzugsanstalt Bautzen, 5200