*17.3.1902 (Cottbus) | † 29.1.1951 (Torgau (StVA))
Kurt Ulrich
Als Angehöriger der Feldgendarmerie wegen Verstrickung in Kriegsverbrechen angeklagt
Kurt Ulrich entstammte einer Arbeiterfamilie und schloss im Jahre 1918 die höhere Realschule in Cottbus ab. Nach Abschluss der Ausbildung zum Pharmazeuten leitete er von Oktober 1921 bis September 1941 ein Lager für Arzneikräuter in Görlitz. Laut eigenen Aussagen trat er 1940 der NSDAP bei und übte das Amt eines Blockleiters aus.
Seine Tätigkeit änderte sich am 15. September 1941 mit seiner Einberufung zur Polizeischule in Bunzlau (heute Bolesławiec in Polen). Von dort aus ging es weiter zur Gendarmerie-Schule in Fraustadt, dem heutigen Wschowa in Polen. Als Absolvent der Gendarmerie-Schule kam er zur Feldgendarmerie. Von Dezember 1941 bis Januar 1944 beteiligte sich sein Zug an der Bekämpfung und Vernichtung sowjetischer Partisanen in den Kreisen Luzk, Brest-Litowsk, Kowel und Rowno. Außerdem war er zum Schutz ziviler und militärischer Einrichtungen eingesetzt. Nach eigener Aussage wurden während der zweijährigen Stationierung in der Sowjetunion 80 Partisanen durch Ulrichs Zug erschossen und 130 von ihnen verwundet. 30 gefangen genommene Partisanen wurden nach ihren Verhören durch die SS oder den SD erschossen. Im Rahmen der Partisanenbekämpfung brannte die Einheit 50 Häuser nieder und erschoss 70 bis 80 Familienmitglieder von Partisanen.
Ende April 1944 wurde seine Einheit nach Italien verlegt. Dort nahmen ihn am 26. April 1945 italienische Partisanen gefangen. Anschließend kam er in amerikanische und britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1945 entlassen wurde. Anschließend lebte er kurzzeitig in Bayern, bis er am 27. Mai 1946 nach Görlitz zurückkehrte.
Dort wurde er am 2. Juli 1946 verhaftet und kam in Dresden in Untersuchungshaft. Aus Verhörprotokollen ist ersichtlich, dass er sich im Sinne der Anklage der Erschießung von Partisanen auf dem Gebiet der Sowjetunion nicht schuldig bekannte. Da er aufgrund seiner Ausbildung als Sanitäter eingesetzt gewesen sei, habe er nicht schießen müssen.
Kurt Ulrich wurde am 18. Oktober 1946 durch das Militärtribunal der 1. Garde-Mechanisierten Armee nach Artikel 58, Abschnitt 2 für schuldig erklärt und zu zehn Jahren Freiheitsentzug in einem „Besserungsarbeitslager“ verurteilt. Nach Haft im Speziallager Sachsenhausen wurde er nach dessen Auflösung Anfang 1950 in die DDR-Strafvollzugsanstalt Torgau verlegt. Dort starb er am 29. Januar 1951. Anschließend wurde er auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (Saale) namenlos bestattet.
Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Kurt Ulrich am 26. März 1996 als Opfer politischer Repressionen. In einem Gutachten heißt es, die Einlassungen von Ulrich, er sei als Sanitäter nicht an den Verbrechen der Einheit beteiligt gewesen, seien im Verfahren nicht widerlegt worden.
Weitere Dokumente
Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.Quellen
- Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 5ud-1937-95
- Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 9409, op. 1, d. 197
- Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 9409, op. 1, d. 458
- Zentralarchiv des FSB (ZA FSB), P-1911; K-501866