„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*??.??.1917 (Niederlichtenau, Kr. Chemnitz)

Werner Bury

Werner Bury, Persönliche Gefangenenakte, RGWA, f. 460/p, d. 1864069, l. 1

Für Spionage im Dienste eines ausländischen Geheimdienstes zu 20 Jahren Haft verurteilt


Werner Bury wurde 1917 in Chemnitz in ein protestantisches Elternhaus als älteres von zwei Kindern geboren und wuchs in Niederlichtenau bei Chemnitz auf. Er war im sogenannten Dritten Reich Mitglied der Hitlerjugend. Nach dem Schulabschluss arbeitete er von 1935 bis 1937 in den Junkers-Werken bei Dessau. 1938 trat er seinen Wehrdienst an und war anschließend bis Ende des Zweiten Weltkriegs im Fronteinsatz. Während des Kriegs heiratete er und wurde 1941 Vater einer Tochter. Mit Ende der nationalsozialistischen Herrschaft kehrte Bury in seine Heimat zurück und war als Maschinenbauingenieur tätig.

Am 20. April 1946 wurde Bury verhaftet und nach Dresden in die sowjetische Untersuchungshaft verbracht. Näheres zu den Hintergründen ist nicht bekannt. Laut Urteil soll er von Januar 1946 bis zu seiner Verhaftung für einen ausländischen Geheimdienst tätig gewesen sein.

Das sowjetische Militärtribunal des Landes Sachsen verurteilte Bury am 12. September 1946 vermutlich am Münchner Platz in Dresden für Spionage. Das Strafmaß lautete 20 Jahre Haft in einem „Besserungsarbeitslager“. Kurz darauf wurde Bury zunächst in das Speziallager Bautzen verlegt. Später erfolgte seine Überführung in die Sowjetunion, wo er am 7. März 1947 in einem Lager bei Prokopjewsk ankam. Die dorthin verbrachten Gefangenen mussten vornehmlich im Bergbau arbeiten und wurde für den Ausbau der Stadt eingesetzt.

Nach dem Tod Josef Stalins wurde im Laufe des Jahres 1953 Burys Rückführung aus der Sowjetunion in die Wege geleitet. Das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR begnadigte ihn am 26. Dezember 1953. Seine Entlassung erfolgte am 29. Dezember 1953. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Werner Bury wurde am 30. August 2002 durch die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation als Opfer politischer Repressionen rehabilitiert.


Weitere Dokumente

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Quellen

  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, K-503607
  • RGWA, f. 460, d. 1864069