„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*5.6.1913 (Dresden) | † 18.8.1994

Helmut Jacobsen

Helmut Jacobsen, Passfoto, 1945, Privatbesitz Walter-Frank Jacobsen

Diebstahl aus dem Reparationstransport


Helmut Jacobsen, in Dresden geboren und von Beruf Fleischer, war seit 1936 Berufssoldat. Er diente im Zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht zuletzt im Rang eines Oberfeldwebels und wurde am 19. August 1945 aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen.

Da er zwei Kinder, seine Ehefrau und seine Mutter zu versorgen hatte, verdingte er sich zunächst als Gepäckarbeiter am Dresdner Bahnhof, später als Sicherheitsbeamter bei der Eisenbahnpolizei. Sein Gehalt betrug 70 Mark im Monat, außerdem bekam er eine Gefahrenzulage von 45 Mark sowie die Verpflegungskarte für Schwerarbeiter. Er trat in die SPD ein, die 1949 mit der KPD zur SED zwangsvereinigt wurde.

In seiner Funktion begleitete er auch Transporte von Reparationsgütern, die Ostdeutschland als Entschädigung für Kriegsschäden, die durch den deutschen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion verursacht worden waren, liefern musste. Auf einem Transport nach Rostock waren er und seine Kollegen mit Verpflegung für acht Tage ausgestattet, jedoch kam es zu Verzögerungen bei der Hin- und Rückfahrt. Ohne Geld und Verpflegung tauschten drei Kollegen Waren aus dem Transport – einige Damenstrümpfe – gegen Kartoffeln und Brot. Insgesamt befanden sich 26 000 Paar Damenstrümpfe auf diesem Transport in die Sowjetunion.

Nach einer Denunziation wurde Helmut Jacobsen am 19. Januar 1948 in Dresden von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet. Nach Untersuchungshaft unter anderem am Münchner Platz in Dresden verurteilte ihn das Militärtribunal des Landes Sachsen am 27. Mai 1948 in Dresden nach dem Erlass vom 4. Juni 1947 „Über die strafrechtliche Verantwortung für den Raub staatlichen und gesellschaftlichen Eigentums“, Absatz 2 zu einer Zeitstrafe von 15 Jahren Freiheitsentzug in einem „Besserungsarbeitslager“.

Er verbüßte die Haftstrafe in den Speziallagern Bautzen und Sachsenhausen sowie nach der Gründung der DDR in den DDR-Haftanstalten Untermaßfeld und Brandenburg-Görden. Am 16. Januar 1954 wurde er entlassen. Nur wenige Wochen später, am 4. März 1954, flüchtete er mit seiner Frau in die Bundesrepublik, seine Mutter folgte mit seinen Kindern drei Tage später.

Bis zu seiner Verrentung arbeitete Helmut Jacobsen in unterschiedlichen metallverarbeitenden Berufen als ungelernter Arbeiter. In seinem erlernten Beruf fand er keine Anstellung. Politisch hat er sich nicht mehr engagiert, über seine Haft sprach er nur wenig.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • BArch Berlin, DO1/32.0/39721Apr53
  • Justizvollzugsanstalt Brandenburg, 7/3313/Br.
  • Militärstaatsanwaltschaft der Strategischen Raketentruppen, 23r-23/On69-23-20002400
  • Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 9409, op.1, d. 197