„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*22.1.1928 (Großenhain) | † 6.8.1952 (Moskau (Gefängnis Butyrskaja))

Joachim Schenk

Joachim Schenk, Porträtfotografie, undatiert, ZA FSB
Joachim Schenk, Passfoto, ZA FSB

Antikommunistische Propaganda und Sabotage für die KgU


Joachim Schenk entstammte einer Kaufmannsfamilie aus Großenhain. Zwischen Januar 1945 und Mai 1945 diente der 17-Jährige in der Waffen-SS. Nach dem Krieg war er zunächst in Regensburg bei den amerikanischen Besatzungstruppen in der Lagerverwaltung tätig, verlor jedoch die Anstellung aufgrund wiederholten Diebstahls von Lebensmitteln und daraus folgenden Verurteilungen durch die amerikanische Militäradministration. Deshalb wechselte er seinen Wohnsitz im September 1948 zurück nach Großenhain. Dort wurde er im Mai 1949 Mitglied des Sportvereins BSG Textil Großenhain. Laut den sowjetischen Ermittlungsunterlagen war Schenk zudem auch in seiner Heimatstadt an Schwarzmarktgeschäften beteiligt.

Im Sommer 1951 kam er in Kontakt mit der KgU-Gruppe um Fritz Riebling und trat in der Folge der Organisation bei, agierte jedoch unabhängig. Er verteilte mehrfach Flugblätter wie „Befreit unsere politischen Häftlinge“ und Ausgaben der Zeitschrift „Tarantel“ in Großenhain. Außerdem klebte er dort Flugblätter an Häuserwände. Im September 1951 reiste er zudem nach West-Berlin, um die KgU von der Verhaftung Rieblings zu informieren. Die KgU gab ihm daraufhin die Anweisung, andere Mitglieder der Organisation, die mit Riebling in Verbindung standen, zu warnen und der Ehefrau des Verhafteten Geld und Lebensmittel zukommen zu lassen.

Im Februar 1952 fuhr Schenk erneut nach West-Berlin, dieses Mal, um die KgU über die Verhaftung von Günter Domschke zu informieren. Hierbei erhielt er unter anderem 200 Propaganda-Postkarten, die er anschließend in Radebeul verteilte.

Am 3. März 1952 wurde Schenk bei einer Aktion festgenommen, die unter der Bevölkerung Verwirrung stiften sollte, indem von der KgU hergestellte gefälschte Bescheide der Finanzverwaltung des Landes Sachsen zugestellt wurden. Darin wurden die Empfänger aufgefordert, ihre Gebühren nicht mehr monatlich, sondern nur noch quartalsweise zu bezahlen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung Ende März fanden die sowjetischen Sicherheitsorgane weitere 450 Flugschriften mit der Aufschrift „Bezahlt von Moskau“.

Nach der Verhaftung kam Schenk in die sowjetische Untersuchungshaftanstalt an der Bautzner Straße in Dresden. Dort fällte das SMT der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) am 28. April 1952 das Todesurteil gegen ihn. Grundlage hierfür waren der Artikel 58-6, Abschnitt 1 (Spionage), Artikel 58-7 (Unterminierung der staatlichen Industrie, des Handels, Transports, Geldflusses und des Kreditwesens und die Arbeit in einer staatlichen Institution zu konterrevolutionärem Zweck), Artikel 58-10, Abschnitt 2 (Antisowjetische Propaganda) und Artikel 58-11 (Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation). Vor dem Tribunal bekannte sich Schenk zu seiner politischen Überzeugung und seiner feindlichen Einstellung zur DDR.

Über Berlin-Lichtenberg und Brest verlegte man Schenk anschließend in das Moskauer Gefängnis Butyrskaja. Nachdem das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR sein Gnadengesuch abgelehnt hatte, wurde das Urteil am 6. August 1952 im Gefängnis vollstreckt. Seine Asche verstreute man anschließend auf dem Moskauer Friedhof Donskoje.

Am 11. Februar 2001 rehabilitierte die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation Joachim Schenk als Opfer politischer Repressionen. In der Begründung heißt es unter anderem: „Weder im Zuge der Voruntersuchung noch bei der Gerichtssitzung wurden irgendwelche konkreten Handlungen, verbunden mit der Vorbereitung beziehungsweise Durchführung der Sabotage des Industrie- beziehungsweise Transportwesens sowie Kreditsystems der DDR festgestellt.“ Ebenso habe er keine Informationen, die nach ihrem Inhalt speziell geschützte, staatliche oder militärische Geheimnisse darstellten, gesammelt oder weiteregegeben.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 7u/-7196-52
  • Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 7523, op. 76a, d. 102

Veröffentlichungen

  • "Erschossen in Moskau ..." Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, hrsg. von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky, 3. Auflage, Berlin 2008, S. 377
  • Enrico Heitzer, "Affäre Walter". Die vergessene Verhaftungswelle, Berlin 2008, S. 149