„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

*27.10.1904 (Weißwasser) | † 12.6.1952 (Moskau (Gefängnis Butyrskaja))

Willi Marko

Willi Marko, Passfotografie, undatiert, ZA FSB

Spion der KgU im Raum Weißwasser


Willi Marko ist in Weißwasser aufgewachsen und entstammte einer Arbeiterfamilie. Nach der Beendigung der Volksschule trat er eine Lehre zum Glasschleifer an, die er erfolgreich absolvierte. Von 1940 bis 1945 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil.

Nach Kriegsende kehrte er zu seiner Frau und seinem Sohn nach Weißwasser zurück und arbeitete wieder in seinem Beruf. Genauer gesagt übernahm er die Funktion eines Materialverwalters im Lager einer Glasfabrik. 1946 trat er der SED bei, aus welcher er jedoch 1949 aufgrund wiederholter Nicht-Teilnahme an politischen Schulungen ausgeschlossen wurde.

Ab September 1950 hatte Marko nachweislich Kontakt zur KgU, insofern er Mitglied einer Untergrundorganisation mit Decknamen „Jacob“ war, die im Raum Weißwasser konspirativ tätig wurde. So verteilte er gemäß sowjetischen Ermittlungsunterlagen und Unterlagen der KgU beispielsweise 500 Flugblätter der KgU, kundschaftete zwischen März und Juli 1951 Informationen zu Truppenbewegungen, Stärke und Standorten der sowjetischen Besatzungstruppen in Weißwasser und Umgebung aus und übergab Pläne der Stadt Weißwasser und der Grenzregion an der Neiße. Zudem war er auch an der Schleusung zweier Agenten über die deutsch-polnische Grenze beteiligt.

Infolge des Verrats durch ein ehemaliges KgU-Mitglied wurde Marko am 9. September 1951 in Weißwasser verhaftet. Hierbei stellten die sowjetischen Sicherheitsorgane Aufzeichnungen zu Übungsflügen der Luftwaffe der Sowjetarmee sicher.

Marko wurde in das sowjetische Untersuchungsgefängnis an der Bautzner Straße in Dresden überführt, wo er gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Gruppe „Jacob“ – Max Birkhoff, Friedrich Löhmann und Richard Rätzel – vor dem SMT der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) stand. Dieses verhängte auf Grundlage der Artikel 58-6, Absatz 1 (Spionage), Artikel 58-10, Absatz 2 (antisowjetische Agitation) und Artikel 58-11 (Mitgliedschaft einer illegalen Organisation) des StGB der RSFSR gegen ihn und die drei Mitangeklagten am 26. Februar 1952 Todesurteile.

Daraufhin ist Marko ins Gefängnis Butyrskaja in Moskau überführt worden. Nach der Ablehnung seines Gnadengesuchs wurde das Todesurteil am 12. Juni 1952 in der Haftanstalt vollstreckt. Seine kremierten sterblichen Überreste wurden auf dem Moskauer Friedhof Donskoje verstreut.

Willi Marko wurde durch die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation am 6. Februar 2001 als Opfer politischer Repressionen rehabilitiert.

Weitere Dokumente

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Quellen

  • Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, 7u-39112-51
  • Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f. 7523, op. 76a, d. 93

Veröffentlichungen

  • "Erschossen in Moskau ..." Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, hrsgg. von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky, 3. Auflage, Berlin 2008, S. 300
  • Enrico Heitzer, "Affäre Walter". Die vergessene Verhaftungswelle, Berlin 2008, S. 99-103