„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

  • Name
    ID
  • Geburts­datum
    Geburts­ort
  • Verurteilungs­datum
  • Nachname: Eberle
    Peter
  • Vorname: Peter
  • Geburtsdatum: 26.11.1929
    Freiburg (Schlesien)
  • Geburtsort: Freiburg (Schlesien)
  • Verurteilungsdatum:20.1.1951
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (48240)
  • Gerichtsort:Dresden (Bautzner Straße)
  • Strafnormen: Art. 58-10/2, StGB RSFSR
    Art. 58-11, StGB RSFSR
    Erlass zur Abschaffung der Todesstrafe (26.05.1947)
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (Bautzner Straße)
    Berlin-Lichtenberg (Gefängnis Nr. 6)
    Brest (Gefängnis Nr. 1)
    Orscha
    Moskau
    Wologda
    RetschLag (Sonderlager Nr. 6 Workuta)
    Tapiau
    Frankfurt (Oder) (Lager Nr. 69)
    Fürstenwalde (Heimkehrerlager)
  • Fotos:
    Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Kurzbiografie:Als junger Konservativer vom „demokratischen Aufbau“ enttäuscht

    Peter Eberle wurde in Freiburg (Schlesien) in ein bürgerlich-konservatives Elternhaus geboren. 1932 zog die Familie nach Dresden, wo sein Vater eine Zahnarztpraxis betrieb. Bei der Bombardierung der Stadt im Februar 1945 verlor die Familie ihre Existenzgrundlage und zog nach Kamenz. Dort besuchte Eberle das Lessing-Gymnasium und freundete sich mit dem jüdisch-stämmigen Rolf Grünberger an. Dieser informierte ihn über das Leid, das den Juden im nationalsozialistischen „Dritten Reich“ zugefügt wurde. Als er seinen Vater fragte, wie es dazu hatte kommen können, spürte er dessen Scham. Beides bestärkte Peter Eberle darin, politisch aktiv zu werden. Er trat noch als Oberstufenschüler der CDU bei. Darüber hinaus engagierte er sich bei Schulaktionen und war durch deren Erfolge dem neuen System durchaus wohlwollend eingestellt.

    Nach dem Abitur begann er im Oktober 1949 ein zahnmedizinisches Studium an der Universität Leipzig. Dort wurde er im November 1949 Vorsitzender der CDU-Fakultätsgruppe und Vertreter der CDU im Studentenrat der Universität. In dieser Funktion war er für die Stipendienvergabe mit zuständig. Dabei stellte er zunehmend fest, dass die SED- und FDJ-Kader die Stipendienvergabe nicht an Leistungen, sondern an die Herkunft der Studenten knüpften. Dies führte dazu, dass viele sogenannte bürgerliche Studenten ihr Studium hätten abbrechen müssen. Eberle konnte in vielen solcher Fälle eine geheime finanzielle Unterstützung durch die West-CDU organisieren.

    Seine wohlwollende Einstellung zur jungen DDR litt durch diese Kaderpolitik, die Beeinflussung der Universität durch SED und FDJ sowie durch die Ideologisierung der Lehrpläne. In dieser Phase hörte er über seinen Freund Grünberger, der in Leipzig Chemie studierte, von Herbert Belter. Dessen Ideale sprachen ihn an, jedoch blieb er vorsichtig distanziert – so kam es auch zu keinem persönlichen Treffen. Eberle versuchte weiterhin, Studenten gegen die Willkür der Kaderpolitik zu unterstützen. Über Grünberger erhielt er aber auch Tarndrucke von George Orwells „1984“ oder Ausgaben der Zeitschrift „Der Monat“ und ließ sie in Hörsälen liegen, um sie so weiterzugeben.

    Anfang Oktober 1950 wurden Belter und andere aus dessen Umfeld durch DDR-Sicherheitsorgane verhaftet. Da er nur indirekten Kontakt zu Belter hatte, erfolgte die Verhaftung Eberles erst am 1. November 1950 in Leipzig. Am 4. November fand die Übergabe der als Belter-Gruppe bezeichneten jungen Männer an die sowjetischen Organe statt, die diese nach Dresden in das Untersuchungsgefängnis Bautzner Straße überführten. Dort kam es am 20. Januar 1951 zum Prozess gegen zehn Angeklagte. Hier sah Eberle zum ersten Mal Belter. Das SMT der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) konstruierte einen studentischen Spionagering und verurteilte Eberle wegen antisowjetischer Propaganda und Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation zu 25 Jahren „Besserungsarbeitslager“.

    Im März 1951 begann der Transport in die Sowjetunion. Über Berlin-Lichtenberg, Brest, Orscha, Moskau und Wologda kam Eberle im April im Retschlag an. Dort war er bei Erdarbeiten, als Zimmermann, aber auch als Schlosser im Schacht 9/10 und später als Heizungsmonteur in der sich gründenden Stadt Workuta tätig.

    Ab Mai 1953 erfolgte Eberles Rücktransport. Über Tapiau kam er im Dezember durch Frankfurt (Oder) im Entlassungslager Fürstenwalde an und kehrte am 28. Dezember 1953 kurz zu seinen Eltern zurück. Doch schon am 2. Januar 1954 flüchtete er mit anderen der „Gruppe“ nach West-Berlin. Er setzte sein Zahnmedizinstudium an der FU Berlin fort, promovierte 1957 und wechselte an die Universität Zürich. 1962 eröffnete er in Linthal (Schweiz) eine Zahnarztpraxis, in der er bis 1997 praktizierte.

    2007 erhielten er und die anderen überlebenden Mitglieder der „Belter-Gruppe“ das Bundesverdienstkreuz. Peter Eberle verstarb am 1. November 2020.
  • Identifikationsnr.:630672
  • Nachname: Edel
    Heinz
  • Vorname: Heinz
  • Geburtsdatum: 21.8.1917
    Flensburg (Schlesien)
  • Geburtsort: Flensburg (Schlesien)
  • Verurteilungsdatum:27.1.1950
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Dresden (Münchner Platz)
  • Strafnormen: Art. 58-10, StGB RSFSR
    Art. 58-11, StGB RSFSR
    Art. 58-6, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (Bautzner Straße)
    Dresden (Münchner Platz)
    Bautzen I
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Identifikationsnr.:698317
  • Nachname: Effenberger
    Walter
  • Vorname: Walter
  • Geburtsdatum: 29.4.1903
    Leipzig
  • Geburtsort: Leipzig
  • Verurteilungsdatum:11.2.1947
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:Todesstrafe
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Bautzen (Speziallager)
  • Identifikationsnr.:700589
  • Nachname: Ehrlich
    Gerhard
  • Vorname: Gerhard
  • Geburtsdatum: 26.2.1925
    Lucka, Kr. Altenburg
  • Geburtsort: Lucka, Kr. Altenburg
  • Verurteilungsdatum:5.3.1952
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (48240)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-10/2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:7 Jahre
  • Haftorte: Leipzig
    Dresden (Bautzner Straße)
    Dresden-Klotzsche (HAL)
    Berlin-Lichtenberg (MfS-UHA)
    Moskau
    RetschLag (Sonderlager Nr. 6 Workuta)
  • Identifikationsnr.:698324
  • Nachname: Eisner
    Hermann
  • Vorname: Hermann
  • Geburtsdatum: 2.10.1891
    Nossen
  • Geburtsort: Nossen
  • Verurteilungsdatum:25.4.1951
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Dresden (Bautzner Straße)
  • Strafnormen: Art. 58-10/2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (Bautzner Straße)
    Bautzen I
  • Fotos:
    Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Kurzbiografie:Verurteilt für die Beschädigung eines Bilds des „Generalissimus Stalin“

    Hermann Eisner wurde als Sohn einer evangelisch geprägten Handwerkerfamilie in Nossen geboren. Dort besuchte er die Volksschule und eine einjährige Fachschule, die er mit guten Ergebnissen abschloss. Von 1906 bis 1909 machte er eine Schlosserlehre und absolvierte im Anschluss von 1910 bis 1913 seinen Militärdienst in Kiel. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen und nahm bis Kriegsende an diesem teil. Im Dezember 1918 nahm er eine Anstellung bei der Reichsbahn in Dresden-Friedrichstadt an. Dort bildete er sich 1920 vom Maschinisten zum Lokführer weiter. Im gleichen Jahr heiratete Eisner. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

    Während der Zeit des Nationalsozialismus trat Eisner 1934 der Massenorganisation NS-Volkswohlfahrt bei. Da er als Lokführer „uk“-gestellt war, musste er während des Zweiten Weltkriegs keinen Kriegsdienst leisten. 1945 erlitt er mehrere Schicksalsschläge. Bei einer Bombardierung Dresdens am 16. Januar 1945, die vor allem den Bereich des Bahnhofs Friedrichstadt traf, verlor er Haus und Ehefrau. Im März 1945 wurde zudem sein ältester Sohn, der sich im Kriegseinsatz befand, wegen „Entfernung von der Truppe“ erschossen.

    Nach Kriegsende ging Eisner im Dezember 1945 erneut eine Ehe ein. Er blieb bei der Reichsbahn angestellt, zuletzt als Oberlokomotivführer. Laut Führungszeugnis der Strafvollzugsanstalt Bautzen beschädigte er Anfang 1951 aus Frustration über die geringe Arbeitsvergütung ein Porträt Joseph Stalins, wofür ihn sowjetische Sicherheitskräfte am 18. Februar 1951 verhafteten und dem Untersuchungsgefängnis in der Bautzner Straße in Dresden zuführten. Am 25. April 1951 verurteilte ihn dort das Militärtribunal der 1. Garde-Panzerarmee (Feldpostnummer 08640) wegen „antisowjetischer Propaganda“ zu 25 Jahren „Besserungsarbeitslager“. Seine Überführung in die Strafvollzugsanstalt Bautzen erfolgte am 16. Mai 1951.

    Während der Haft war er hauptsächlich in der Gefängnisküche und bei Bauarbeiten eingesetzt. Die Gefängnisleitung urteilte im Dezember 1954 über Eisner, dass er „verträglich und hilfsbereit“ sei, jedoch „das Verwerfliche seiner Tat“ nicht einsehe. Er sei zudem weiterhin der Sowjetunion gegenüber feindlich eingestellt und zeige kein Interesse an der „politischen und wirtschaftlichen Entwicklung“ der DDR. Infolge des Gnadenerlasses durch den Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, wurde Eisner am 7. April 1955 aus der Haft entlassen und kehrte nach Dresden zu seiner Frau zurück. Später siedelten er und seine Gattin in die Bundesrepublik über. Dort verstarb Eisner, inzwischen verwitwet, am 29. September 1981 in Regensburg.

    Hermann Eisner wurde am 7. Oktober 1997 von der Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation als Opfer politischer Repressionen rehabilitiert.
  • Identifikationsnr.:698328
  • Nachname: Eisold
    Friedrich
  • Vorname: Friedrich
  • Geburtsdatum: 11.8.1895
    Radebeul
  • Geburtsort: Radebeul
  • Verurteilungsdatum: 
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Kontrollratsgesetz Nr. 10, Art. II, 3
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden
    Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
  • Identifikationsnr.:698329
  • Nachname: Elbe
    Willy
  • Vorname: Willy
  • Geburtsdatum: 5.5.1900
    Aschersleben
  • Geburtsort: Aschersleben
  • Verurteilungsdatum:11.8.1947
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Erlass vom 19.4.1943, Abs. 1
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
    Torgau
  • Identifikationsnr.:698330
  • Nachname: Elke
    Edith
  • Vorname: Edith
  • Geburtsdatum: ??.??.1920
    Leipzig
  • Geburtsort: Leipzig
  • Verurteilungsdatum:22.12.1948
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Radebeul
  • Strafnormen: Art. 58-6/1, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Radebeul
    Sachsenhausen (Speziallager)
    RetschLag (Sonderlager Nr. 6 Workuta)
    Suchobeswodnoje (UnschLag)
    Dubrawlag (Sonderlager Nr. 3, Jawas)
    Frankfurt (Oder) (Lager Nr. 69)
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Identifikationsnr.:698323
  • Nachname: Engelmann
    Erich
  • Vorname: Erich
  • Geburtsdatum: 17.3.1915
    Meißen
  • Geburtsort: Meißen
  • Verurteilungsdatum:14.12.1946
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:10 Jahre
  • Haftorte: Dresden
    Bautzen (Speziallager)
    Brest (Gefängnis Nr. 1)
    Bautzen I
  • Identifikationsnr.:698338
  • Nachname: Engelmann
    Karl Heinz
  • Vorname: Karl Heinz
  • Geburtsdatum: ??.??.1927
    Dresden
  • Geburtsort: Dresden
  • Verurteilungsdatum:12.12.1946
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-11, StGB RSFSR
    Art. 58-4, StGB RSFSR
  • Strafmaß:Todesstrafe
  • Haftorte: Dresden
  • Identifikationsnr.:3421153
  • Nachname: Erbse
    Gerhard
  • Vorname: Gerhard
  • Geburtsdatum: 27.11.1910
    Schwarza (Blankenhain)
  • Geburtsort: Schwarza (Blankenhain)
  • Verurteilungsdatum:30.12.1951
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Dresden (Bautzner Straße)
  • Strafnormen: Art. 58-10/2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (Schießgasse 7)
    Dresden (Bautzner Straße)
    Bautzen I
    Berlin-Lichtenberg (Gefängnis Nr. 6)
    Brest (Gefängnis Nr. 1)
    OserLag (Taischet/Sonderlager Nr. 7)
    Fürstenwalde
  • Fotos:
    Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Identifikationsnr.:698343
  • Nachname: Erbstößer
    Jutta
  • Vorname: Jutta
  • Geburtsdatum: 24.10.1927
    Blankenheim, Kr. Sangerhausen
  • Geburtsort: Blankenheim, Kr. Sangerhausen
  • Verurteilungsdatum:7.5.1948
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden (Münchner Platz)
  • Strafnormen: Art. 58-6/1, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Leipzig I (Moltke-/Kästnerstraße)
    Dresden (Münchner Platz)
    Bautzen (Speziallager)
    Sachsenhausen (Speziallager)
    Hoheneck/Stollberg (StVA)
  • Fotos:
    Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Kurzbiografie:Verrat im Freundeskreis

    Jutta Erbstößer, Tochter des Ehepaares Emma und Oskar Erbstößer, eines Bäckermeisters, wuchs mit ihren drei Geschwistern in Blankenheim und Leipzig auf.* Nach einer Ausbildung zur Hauswirtschaftsleiterin begann sie den Vorbereitungskurs für das Studium an der Leipziger Universität. Dort wurde sie im Oktober 1947 an der juristischen Fakultät immatrikuliert. Später wollte sie als Vormundschafts- und Jugendrichterin tätig sein. Zur Begründung führte sie bei der Bewerbung um einen Studienplatz an, viele Jugendliche, die aus wirtschaftlicher Not mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, würden zu hart bestraft. In der FDJ-Gruppe Leipzig-Eutritzsch traf sie Gleichaltrige, die wie sie nach der Katastrophe des Nationalsozialismus bei der Gestaltung einer besseren Zukunft anpacken wollten. 1947 trat sie in die SED ein.

    Am 8. Januar 1948 beantragte Jutta Erbstößer den Wechsel des Studienplatzes an die juristisch-kriminalistische Fakultät der Universität Berlin. Einige Zeit später plante sie eine Fahrt nach Sigmaringen (französische Besatzungszone), um sich dort mit ihrem Freund, mit dem sie auf eine Verlobung zusteuerte, zu treffen. Am 24. Januar 1948 wurde Jutta Erbstößer im Zug von Leipzig nach Halle (Saale) verhaftet. Der Jugendreferent der LDP in Leipzig, Manfred Gerlach, den sie von ihren Treffen bei der FDJ kannte, hatte ihr einen verschlossenen Brief mitgegeben, den sie in Sigmaringen aufgeben sollte. Auch die Zugfahrkarte hatte Gerlach besorgt. Bei der Verhaftung habe man sie gezielt nach dem Brief gefragt, berichtete Jutta Erbstößer Mitgefangenen später.

    Jutta Erbstößer wurde zunächst in das Gefängnis der sowjetischen Geheimpolizei in der Leipziger Moltkestraße überführt und im April 1948 in das Untersuchungsgefängnis am Münchner Platz in Dresden verlegt. Dort durfte sie am 24. April 1948 von ihrer Mutter besucht werden. Nach insgesamt drei Monaten Untersuchungshaft verurteilte sie das Militärtribunal des Landes Sachsen am 7. Mai 1948 am Münchner Platz auf der Grundlage von Artikel 58-6, Abschnitt 1 des StGB der RSFSR zu 25 Jahren Haft in einem „Besserungsarbeitslager“. Die Haftstrafe verbüßte Jutta Erbstößer zunächst in den sowjetischen Speziallagern Bautzen und Sachsenhausen und anschließend in der DDR-Strafvollzugsanstalt Hoheneck. In Krankenblättern sind Beschwerden dokumentiert, die medikamentös behandelt werden mussten. Nach einjähriger Haft in Hoheneck schrieb sie in einem Lebenslauf: „Da ich noch nicht weiß, über welche körperlichen und geistigen Kräfte ich nach meiner Entlassung verfüge, kann ich mir jetzt keine Pläne für meine spätere Zukunft machen.“

    Gemeinsam mit anderen Gefangenen freundete sich Jutta Erbstößer mit jungen Wachtmeisterinnen an. Diese verbotenen Beziehungen wurden von Spitzeln unter den Häftlingen verraten. Bei einer Durchsuchung fand das Wachpersonal einen Kassiber bei Jutta Erbstößer. Dafür wurde sie mit Arrest bestraft. Trotz mehrfacher Befragung weigerte sie sich, den Namen der Absenderin des Kassibers zu nennen. Da auch Jutta Erbstößers Eltern in das Beziehungsgeflecht zwischen Gefangenen und Wärterinnen eingebunden waren, drohte man ihr an, diese zur Rechenschaft zu ziehen. Am 11. Februar 1952 erhängte sich die 24-Jährige aus Verzweiflung in ihrer Zelle. Zwei Tage später wurde ihr Leichnam im Krematorium Chemnitz eingeäschert.

    Die Eltern erhielten die Mitteilung vom Tod ihrer Tochter mit dem Termin zur Einäscherung am Tag der Einäscherung – zu spät, um Abschiednehmen zu können. Ihre Bitte zur Übernahme der Urne ihrer Tochter wurde abgelehnt. Der Beisetzungsort der Urne ist unbekannt.

    Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Jutta Erbstößer am 24. September 2003 als Opfer politischer Repressionen.

    *Wir danken Herrn Prof. Dr. Stefan Appelius, Stollberg/Erzgeb., für wichtige ergänzende Hinweise.
  • Identifikationsnr.:698344
  • Nachname: Erdner
    Horst
  • Vorname: Horst
  • Geburtsdatum: 8.2.1929
    Fürstenwalde/Spree
  • Geburtsort: Fürstenwalde/Spree
  • Verurteilungsdatum:22.12.1949
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Chemnitz (Garnison)
  • Gerichtsort:Dresden (Münchner Platz)
  • Strafnormen: Art. 58-6/1, StGB RSFSR
    Art. 58-8, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (Münchner Platz)
    Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
  • Identifikationsnr.:631924
  • Nachname: Ernst
    Hans-Dietrich
  • Vorname: Hans-Dietrich
  • Geburtsdatum: ??.??.1908
    Oppeln
  • Geburtsort: Oppeln
  • Verurteilungsdatum:12.12.1947
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Kontrollratsgesetz Nr. 10, Art. II, 1d
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte:
  • Identifikationsnr.:698346
  • Nachname: Eschenwecker
    Berthold
  • Vorname: Berthold
  • Geburtsdatum: 3.4.1903
    Berlin
  • Geburtsort: Berlin
  • Verurteilungsdatum:30.12.1951
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Dresden (Bautzner Straße)
  • Strafnormen: Art. 19-58-9, StGB RSFSR
    Art. 58-10, StGB RSFSR
    Art. 58-11, StGB RSFSR
    Art. 58-6/1, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (Bautzner Straße)
    Bautzen I
    Berlin-Lichtenberg (Gefängnis Nr. 6)
    Brest (Gefängnis Nr. 1)
    OserLag (Taischet/Sonderlager Nr. 7)
  • Fotos:
    Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Kurzbiografie:KgU-Deckname „Argus“

    Berthold Eschenwecker wurde als unehelicher Sohn in das Berliner Arbeitermilieu hineingeboren. Seinen Vater kannte er nicht. Er wurde evangelisch erzogen und besuchte die Volksschule. Anschließend absolvierte er eine Lehre zum Tischler und trat 1923 der SPD bei. 1929 heiratete er. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Während des sogenannten Dritten Reiches war er Mitglied in der Massenorganisation NS-Volkswohlfahrt.

    Wann genau er nach Riesa zog, um im dortigen Stahlwerk als Hilfsschlosser zu arbeiten, ist unklar. Da er aufgrund der „u. k.“-Stellung keinen Kriegsdienst leisten musste und erst bei Ende des Zweiten Weltkriegs zum „Volkssturm“ bei Riesa eingezogen wurde, liegt die Vermutung nahe, dass Eschenwecker spätestens in den 1930er-Jahren dort ansässig wurde. 1945 trat er wieder der SPD bei. Auch nach der Zwangsvereinigung der SPD mit der KPD zur SED blieb er in der Partei.

    Nachdem ein ehemaliges Mitglied der KgU die Seiten wechselte, wurden zahlreiche mit der KgU in Verbindung stehende Gruppen und Einzelpersonen auf dem Gebiet der DDR enttarnt. Am 7. September 1951 erfolgte die Festnahme von Eschenwecker im Zug von Berlin nach Chemnitz. Später wurde er der sowjetischen Untersuchungshaftanstalt in der Bautzner Straße in Dresden zugeführt. Seine dortige Untersuchungshaft wurde zwischenzeitlich unterbrochen, da er am 30. November 1951 an eine Volkspolizei-Haftanstalt in Dresden überführt wurde. Vermutlich stand dies mit einer hohen Überbelegung des sowjetischen Gefängnisses in Zusammenhang.

    Am 29. Dezember 1951 erfolgte seine Rückverlegung, da am Folgetag sein Prozess vor dem Militärtribunal der 1. Garde-Panzerarmee (Feldpostnummer 08640) stattfinden sollte. In einem Gruppenprozess mit fünf weiteren Angeklagten wurde Eschenwecker wegen Spionage, antisowjetischer Propaganda, Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation und Vorbereitung von Sabotageakten an der staatlichen Infrastruktur zu 25 Jahren Haft in einem „Besserungsarbeitslager“ verurteilt. Mit seinen Mitverurteilten, die der KgU-Gruppe „Ariadne“ angehörten, hatte er vermutlich nicht in direkter Verbindung gestanden. Die KgU führte ihn als Mitglied der Gruppe „Argus“.

    Am 10. Januar 1952 wurde Eschenwecker in die Strafvollzugsanstalt Bautzen I verlegt. Für den 10. Juni 1952 ist seine Rücküberstellung an die Sowjetische Kontrollkommission Dresden belegt. Danach verliert sich seine eindeutig durch sowjetische Archivunterlagen nachweisbare Spur. Laut dem Mitverurteilten Fritz Böhme, der ebenfalls aus dem Gefängnis in Bautzen abgeholt worden war, sind beide ab Dresden über Berlin-Lichtenberg und Brest nach Taischet in den Gulag-Komplex Oserlag verlegt worden. Dort soll Eschenwecker im März 1956 im Lagerkrankenhaus verstorben sein.

    Am 3. August 2001 rehabilitierte die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation Berthold Eschenwecker als Opfer politischer Repressionen.
  • Identifikationsnr.:698347
  • Nachname: Escher
    Paul
  • Vorname: Paul
  • Geburtsdatum: 3.11.1895
    Sehma (Sehmatal)
  • Geburtsort: Sehma (Sehmatal)
  • Verurteilungsdatum:17.6.1948
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Erlass vom 14.6.1947
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden
    Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
  • Identifikationsnr.:698348
  • Nachname: Etienne
    Heinz
  • Vorname: Heinz
  • Geburtsdatum: 21.12.1919
    Dresden
  • Geburtsort: Dresden
  • Verurteilungsdatum:22.12.1949
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-10/2, StGB RSFSR
    Art. 58-11, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
    Berlin
    Bautzen
    Luckau (StVA)
  • Weitere Dokumente:Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Identifikationsnr.:698352
  • Nachname: Eulitz
    Paul
  • Vorname: Paul
  • Geburtsdatum: 21.5.1900
    Lercha, Kr. Meißen
  • Geburtsort: Lercha, Kr. Meißen
  • Verurteilungsdatum:28.4.1947
  • Mehr:
  • Gericht:SMT
  • Gerichtsort:Radebeul
  • Strafnormen: Erlass vom 19.4.1943
  • Strafmaß:15 Jahre
  • Haftorte: Sachsenhausen (Speziallager)
    Luckau (StVA)
    Bautzen I
  • Identifikationsnr.:632208