„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …“

Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) in Dresden

  • Name
    ID
  • Geburts­datum
    Geburts­ort
  • Verurteilungs­datum
  • Nachname: Jacobsen
    Helmut
  • Vorname: Helmut
  • Geburtsdatum: 5.6.1913
    Dresden
  • Geburtsort: Dresden
  • Verurteilungsdatum:27.5.1948
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Erlass vom 4.6.1947, Abs. 2
  • Strafmaß:15 Jahre
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Dresden (Münchner Platz)
    Bautzen (Speziallager)
    Sachsenhausen (Speziallager)
    Untermaßfeld (StVA)
    Brandenburg-Görden (StVA)
  • Fotos:
    Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
  • Kurzbiografie:Diebstahl aus dem Reparationstransport

    Helmut Jacobsen, in Dresden geboren und von Beruf Fleischer, war seit 1936 Berufssoldat. Er diente im Zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht zuletzt im Rang eines Oberfeldwebels und wurde am 19. August 1945 aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen.

    Da er zwei Kinder, seine Ehefrau und seine Mutter zu versorgen hatte, verdingte er sich zunächst als Gepäckarbeiter am Dresdner Bahnhof, später als Sicherheitsbeamter bei der Eisenbahnpolizei. Sein Gehalt betrug 70 Mark im Monat, außerdem bekam er eine Gefahrenzulage von 45 Mark sowie die Verpflegungskarte für Schwerarbeiter. Er trat in die SPD ein, die 1949 mit der KPD zur SED zwangsvereinigt wurde.

    In seiner Funktion begleitete er auch Transporte von Reparationsgütern, die Ostdeutschland als Entschädigung für Kriegsschäden, die durch den deutschen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion verursacht worden waren, liefern musste. Auf einem Transport nach Rostock waren er und seine Kollegen mit Verpflegung für acht Tage ausgestattet, jedoch kam es zu Verzögerungen bei der Hin- und Rückfahrt. Ohne Geld und Verpflegung tauschten drei Kollegen Waren aus dem Transport – einige Damenstrümpfe – gegen Kartoffeln und Brot. Insgesamt befanden sich 26 000 Paar Damenstrümpfe auf diesem Transport in die Sowjetunion.

    Nach einer Denunziation wurde Helmut Jacobsen am 19. Januar 1948 in Dresden von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet. Nach Untersuchungshaft unter anderem am Münchner Platz in Dresden verurteilte ihn das Militärtribunal des Landes Sachsen am 27. Mai 1948 in Dresden nach dem Erlass vom 4. Juni 1947 „Über die strafrechtliche Verantwortung für den Raub staatlichen und gesellschaftlichen Eigentums“, Absatz 2 zu einer Zeitstrafe von 15 Jahren Freiheitsentzug in einem „Besserungsarbeitslager“.

    Er verbüßte die Haftstrafe in den Speziallagern Bautzen und Sachsenhausen sowie nach der Gründung der DDR in den DDR-Haftanstalten Untermaßfeld und Brandenburg-Görden. Am 16. Januar 1954 wurde er entlassen. Nur wenige Wochen später, am 4. März 1954, flüchtete er mit seiner Frau in die Bundesrepublik, seine Mutter folgte mit seinen Kindern drei Tage später.

    Bis zu seiner Verrentung arbeitete Helmut Jacobsen in unterschiedlichen metallverarbeitenden Berufen als ungelernter Arbeiter. In seinem erlernten Beruf fand er keine Anstellung. Politisch hat er sich nicht mehr engagiert, über seine Haft sprach er nur wenig.
  • Identifikationsnr.:698932
  • Nachname: Jähnichen
    Willy
  • Vorname: Willy
  • Geburtsdatum: 3.10.1899
    Dresden
  • Geburtsort: Dresden
  • Verurteilungsdatum:25.4.1950
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Dresden
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: NS-Kriegsverbrechen/Verbrechen gegen die Menschlichkeit
  • Strafmaß:Lebenslänglich
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Bautzen I
    Brandenburg-Görden (StVA)
  • Identifikationsnr.:698937
  • Nachname: Jelinek
    Wilhelm
  • Vorname: Wilhelm
  • Geburtsdatum: 25.12.1889
    Ludwigsdorf / Kr. Kreuzburg
  • Geburtsort: Ludwigsdorf / Kr. Kreuzburg
  • Verurteilungsdatum:26.2.1949
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-10/2, StGB RSFSR
    Art. 58-11, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Zwickau (MfS-UHA)
    Dresden
    Dresden (Münchner Platz)
    Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
  • Fotos:
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  • Kurzbiografie:Als Anarchist unter zwei Diktaturen im Untergrund aktiv

    Wilhelm Jelinek entstammte dem Arbeitermilieu und war bereits früh im sozialistischen Sinne politisch geprägt. Schon in der Weimarer Republik engagierte er sich im antiautoritären beziehungsweise anarchistischen Bereich und gab in Zwickau die Zeitung „Proletarischer Zeitgeist“ (PZ) mit heraus. Im Nationalsozialismus mit diesen Aktivitäten in den Untergrund gezwungen, engagierte sich Jelinek auch in der Illegalität und hielt ein anarchistisches Netzwerk am Leben. Außer einer sogenannten Schutzhaft im Jahr 1937 ist ihm dies auch unbehelligt gelungen.

    Jelinek war verheiratet und hatte eine Tochter. Er arbeitete als Lagerverwalter bei Siemens-Schuckert in Zwickau und war auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs seinen politischen Überzeugungen treu geblieben. Er kritisierte aufgrund seiner antikommunistischen Haltung und seiner gegnerischen Einstellung zur SPD die von den Kommunisten betriebene Zwangsvereinigung zur SED. Zu einer Zusammenarbeit mit der künftigen DDR-Staatspartei war er zwar nicht bereit, doch kooperierte er im Hinblick auf gemeinsam geteilte Ziele durchaus mit einzelnen SED-Mitgliedern. Er trat dem FDGB bei und wurde in seinem Betrieb mit 95 Prozent der Stimmen zum Betriebsrat gewählt.

    Zur gleichen Zeit sorgte er für den Fortbestand des „Proletarischen Zeitgeists“ und baute die vorhandenen Verbindungen zu anarchistischen Gruppierungen bis Hamburg und Berlin aus. Die Zwickauer Anarchisten übten hierbei zentrale Funktionen aus. So erstellten sie zum Beispiel Rundschreiben und Diskussionsbriefe, in denen auch Kritik an der Art und Weise des „sozialistischen Aufbaus“ in der SBZ laut wurde. Zudem appellierten sie für eine stärkere Kooperation zwischen den verschiedenen antiautoritären und anarchistischen Gruppierungen.

    Diese Aktivitäten sorgten dafür, dass die sowjetische Geheimpolizei aktiv wurde. Mithilfe eines Verräters, der als Lockvogel fungierte, wurden die meisten Teilnehmer des Netzwerks auf einen Schlag im November 1948 verhaftet. Jelinek wurde am 10. November 1948 gemeinsam mit seiner Frau in seiner Wohnung von zwei sowjetischen Offizieren und einem Mitarbeiter der Zwickauer politischen Polizei K 5 festgenommen. Seine Frau kam nach vier Tagen wieder frei, musste jedoch feststellen, dass das gesamte Eigentum in der Wohnung konfisziert wurde. Sie und die gemeinsame Tochter kamen bei Verwandten unter. Jelinek selbst verlegte man in die Untersuchungshaftanstalt der sowjetischen Geheimpolizei nach Dresden.

    Am 26. Februar 1949 fand gegen ihn und fünf Mitangeklagte (Gerhard Naumann, Otto Naumann, Hermann Fournes, Kurt Scharmacher und Emil Schläger) am Münchner Platz in Dresden der Prozess statt. Das SMT des Landes Sachsen verurteilte alle Angeklagten auf Grundlage der Artikel 58-10, Abschnitt 2 (antisowjetische Propaganda) und Artikel 58-11 (Bildung einer illegalen Organisation) StGB der RSFSR zu 25 Jahren Haft in einem „Besserungsarbeitslager“.

    Jelinek kam in das sowjetische Speziallager Bautzen, das 1950 als Strafvollzugsanstalt Bautzen I Teil des DDR-Strafvollzugs wurde. Dort beteiligte er sich an Protestaktionen, um für bessere Haftbedingungen einzutreten. Zudem gelang es ihm, verschiedentlich sogenannte Kassibernachrichten aus dem Gefängnis schmuggeln zu lassen. Am 24. März 1952 verstarb Jelinek plötzlich in der Haftanstalt, offiziell an einem Herz-Kreislaufversagen infolge einer Grippeerkrankung. Noch vier Tage zuvor hatte ihn seine Tochter bei einem Besuch gesund und ungebrochen vorgefunden.

    Wilhelm Jelinek wurde am 17. Januar 1997 durch die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation als Opfer politischer Repressionen rehabilitiert.
  • Identifikationsnr.:698953
  • Nachname: Jendrzitza
    Johann
  • Vorname: Johann
  • Geburtsdatum: 29.6.1903
    Urbanowitz/OS
  • Geburtsort: Urbanowitz/OS
  • Verurteilungsdatum:5.3.1952
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (48240)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-10/2, StGB RSFSR
    Art. 58-11, StGB RSFSR
  • Strafmaß:7 Jahre
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Brest
    OserLag (Taischet/Sonderlager Nr. 7)
  • Identifikationsnr.:647314
  • Nachname: Jentsch
    Max
  • Vorname: Max
  • Geburtsdatum: ??.??.1890
    Bobersen (Zeithain OT Bobersen)
  • Geburtsort: Bobersen (Zeithain OT Bobersen)
  • Verurteilungsdatum:11.2.1947
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:Todesstrafe
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
  • Identifikationsnr.:700648
  • Nachname: Joeres
    Erwin
  • Vorname: Erwin
  • Geburtsdatum: 18.3.1923
    Wickrathberg, Krs.Grevenbroich
  • Geburtsort: Wickrathberg, Krs.Grevenbroich
  • Verurteilungsdatum:20.11.1947
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Dresden
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 19-59-10, StGB RSFSR
  • Strafmaß:10 Jahre
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Bautzen (Speziallager)
    Sachsenhausen (Speziallager)
    Untermaßfeld (StVA)
    Brandenburg-Görden (StVA)
    Waldheim (StVA)
  • Identifikationsnr.:698966
  • Nachname: Jost
    Rudolf
  • Vorname: Rudolf
  • Geburtsdatum: 23.9.1927
    Remse / Kreis Glauchau
  • Geburtsort: Remse / Kreis Glauchau
  • Verurteilungsdatum:18.2.1952
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (48240)
  • Gerichtsort:Dresden (Bautzner Straße)
  • Strafnormen: Art. 58-10, StGB RSFSR
    Art. 58-11, StGB RSFSR
    Art. 58-6/1, StGB RSFSR
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Auerbach
    Dresden (Bautzner Straße)
    Berlin-Lichtenberg (Gefängnis Nr. 6)
    Moskau (Gefängnis Butyrskaja)
    Workuta
    Nischni Issetsk (Lager Nr. 476)
  • Fotos:
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  • Kurzbiografie:Von Klingenthal nach Workuta

    Rudolf Jost wuchs in Klingenthal im Vogtland auf. Kurz nach der Abschlussprüfung zum Elektriker erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht. Im April 1945 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft.

    Ende 1946 kehrte Rudolf Jost nach Klingenthal zurück und arbeitete bei der „Wismut“ im Elektrizitätswerk. Zwei Jahre später schloss er sich einer Gruppe aus Schulfreunden und Nachbarn an, die gemeinsam ihre Freizeit verbrachten. 1949 fertigten sie acht Flugblätter an, die sich gegen die Errichtung einer Diktatur in Mitteldeutschland nach sowjetischem Vorbild richteten und verklebten diese an markanten Punkten in Klingenthal.

    Im Frühjahr 1951 fuhren drei Gruppenmitglieder nach Berlin und kamen dort in Kontakt zur Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Nach der Rückkehr aus Berlin begannen die Mitglieder der Gruppe unter dem Decknamen „Ingo“ für die KgU zu arbeiten. Der parteilose Rudolf Jost war sich der damit verbundenen Gefahren bewusst und übte Zurückhaltung, zumal er seit dem 19. September 1950 verheiratet war.

    Am 19. September 1951 wurde Rudolf Jost von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet. Seine Frau war zu diesem Zeitpunkt schwanger. Sie erfuhr nach der Verhaftung drei Jahre lang nichts über den Verbleib ihres Ehemannes. Über Auerbach kam er in das Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimpolizei in der Bautzner Straße Dresden. Dort wurde er zahlreichen verschärften Vernehmungen unterzogen, insbesondere nachts. Rudolf Jost und seine Mitstreiter waren durch die Verhaftung und die Aussagen eines bedeutenden KgU-Mannes in das Visier der Ermittler geraten („Affäre Walter“). Im Zentrum der Verhöre standen von Rudolf Jost gefertigte Fotos, die bei einer Hausdurchsuchung gefunden worden waren. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, dass von ihm angefertigte Fotos über andere Gruppenmitglieder zur KgU gelangt waren.

    Am 18. Februar 1952 verurteilte das Militärtribunal der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) Rudolf Jost in der Bautzner Straße in Dresden auf der Grundlage der Artikel 58-6, 58-10 und 58-11 des StGB der RSFSR zu 25 Jahren „Besserungsarbeitslager“. Zu den Mitverurteilten gehörten Lothar und Arno Göring, Walter Dölling, Egon Zimmermann, Gerhard Meisel und Alfred Meinel. Lothar Göring und Walter Dölling wurden zum Tode verurteilt und am 21. Mai 1952 in Moskau erschossen. Auch Egon Zimmermann war zum Tode verurteilt worden, wurde jedoch später begnadigt. Während Rudolf Jost vor dem Militärtribunal stand, wurde sein Sohn geboren.

    Über das Gefängnis Nr. 6 in Berlin-Lichtenberg und das Moskauer Butyrka-Gefängnis kam Rudolf Jost in ein Lager in Workuta. Dort leistete er im Schacht 29 unter widrigsten Bedingungen Zwangsarbeit in der Kohleförderung. In seiner Brigade war er der einzige Deutsche. In Workuta überlebte er das Massaker, das Wachmannschaften am 1. August 1953 unter den Gefangenen anrichteten, die sich zum Aufstand erhoben hatten.

    Im Dezember 1955 kam Rudolf Jost frei und kehrte nach Klingenthal zurück. Am 28. April 1956 flüchtete er mit Frau und Kind über Berlin in die Bundesrepublik. Der Neuanfang war sehr schwierig. Bei der Fahrleitungsmeisterei der Bundesbahn in Mannheim fand er schließlich Arbeit.

    Die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Rudolf Jost am 18. Mai 1993. Heute lebt er in Mannheim noch immer in der Wohnung, die er mit seiner Familie nach der Flucht aus der DDR beziehen konnte.
  • Identifikationsnr.:647647
  • Nachname: Jucknat
    Otto
  • Vorname: Otto
  • Geburtsdatum: 20.11.1903
    Limmritz, Krs. Leipzig
  • Geburtsort: Limmritz, Krs. Leipzig
  • Verurteilungsdatum:2.12.1945
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:10 Jahre
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Sachsenhausen (Speziallager)
    Untermaßfeld (StVA)
    Waldheim (StVA)
  • Identifikationsnr.:647665
  • Nachname: Junghanns
    Erich
  • Vorname: Erich
  • Geburtsdatum: 23.4.1911
    Kaufbach (Wilsdruff OT Kaufbach)
  • Geburtsort: Kaufbach (Wilsdruff OT Kaufbach)
  • Verurteilungsdatum:21.4.1949
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Sachsen (SMA/Land)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Kontrollratsgesetz Nr. 10, Art. II, 3c
  • Strafmaß:Lebenslänglich
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
    Brandenburg-Görden (StVA)
  • Identifikationsnr.:698975
  • Nachname: Jürgens
    Nikolaus
  • Vorname: Nikolaus
  • Geburtsdatum: 20.11.1899
    Riga (Lettland)
  • Geburtsort: Riga (Lettland)
  • Verurteilungsdatum:4.3.1948
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Dresden
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Erlass vom 4.6.1947, Abs. 2
  • Strafmaß:25 Jahre
  • Haftorte: Dresden (NKWD/MWD)
    Bautzen (Speziallager)
    Bautzen I
    Waldheim (StVA)
  • Identifikationsnr.:698979
  • Nachname: Just
    Georg
  • Vorname: Georg
  • Geburtsdatum: 26.1.1902
    Wachau b. Dresden
  • Geburtsort: Wachau b. Dresden
  • Verurteilungsdatum:16.10.1947
  • Mehr:
  • Gericht:SMT 1. Garde-Panzerarmee/Mechanisierte Armee (08640)
  • Gerichtsort:Dresden
  • Strafnormen: Art. 58-2, StGB RSFSR
  • Strafmaß:10 Jahre
  • Haftorte: Sachsenhausen (Speziallager)
    Luckau (StVA)
    Bautzen I
  • Identifikationsnr.:647915
  • Nachname: Just
    Heinz
  • Vorname: Heinz
  • Geburtsdatum: 2.1.1929
    Dresden
  • Geburtsort: Dresden
  • Verurteilungsdatum:24.12.1951
  • Mehr:
  • Gericht:SMT Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (48240)
  • Gerichtsort:Dresden (Bautzner Straße)
  • Strafnormen: Art. 58-11, StGB RSFSR
    Art. 58-6/1, StGB RSFSR
  • Strafmaß:Todesstrafe
  • Haftorte: Dresden (Bautzner Straße)
    Berlin-Lichtenberg (Gefängnis Nr. 6)
    Brest (Gefängnis Nr. 1)
    Moskau (Gefängnis Butyrskaja)
  • Fotos:
    Hinweis: Für eine weitergehende Nutzung, zum Beispiel für eine Veröffentlichung, bedarf es der Zustimmung der Dokumentationsstelle Dresden. Bitte kontaktieren Sie uns dazu.
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  • Kurzbiografie:Für ein paar Westmark in den Tod

    Der gelernte Maschinenbau-Praktikant begann im Oktober 1949 ein Studium an der Ingenieurschule für Maschinenbau der Technischen Lehranstalten der Stadt Dresden. Um sich etwas Geld hinzuzuverdienen, arbeitete Heinz Just in den Semesterferien im VEB Edelstahlwerk Döhlen als Schlosser. 1946 war er in die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDP) eingetreten.

    Am 1. August 1951 fuhr Heinz Just mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zu den III. Weltfestspielen der Jugend und Studenten nach Berlin. Während des knapp zweiwöchigen Aufenthaltes in Berlin lernte er dort ausweislich eines späteren Vernehmungsprotokolls der DDR-Staatssicherheit beim Besuch eines früheren Arbeitskameraden in Westberlin Friedrich Prautsch kennen. Dieser arbeitete gegen das Versprechen, dass man ihm bei der Auswanderung in die Vereinigten Staaten behilflich sein werde, für einen amerikanischen Geheimdienst. Am 4. August 1951 nahm er Heinz Just zu einem Treffen mit. Der amerikanische Agentenführer erkundigte sich bei diesem nach der Stimmung unter den Studenten in Dresden und zeigte besonderes Interesse an der amerikanischen Delegation zu den Weltfestspielen, an Reparationsleistungen Dresdner Betriebe, an Propagandamaterial aus der DDR sowie am Flugbetrieb auf dem Flugplatz in Dresden-Klotzsche. Heinz Just erklärte sich bereit, die gewünschten Informationen zu beschaffen und nach Berlin zu bringen. Während seines Aufenthaltes in Berlin fotografierte er die amerikanische Delegation bei den Weltfestspielen mittels eines Fotoapparates, den Friedrich Prautsch ihm zur Verfügung gestellt hatte. Nach der Rückkehr in Dresden begann Heinz Just, Kennzeichen von sowjetischen Fahrzeugen zu sammeln.

    Anfang September verhaftete die Staatssicherheit Friedrich Prautsch. Dieser legte ein umfassendes Geständnis ab und belastete dabei auch Heinz Just und weitere Kontaktpersonen. Daraufhin verhaftete die DDR-Staatssicherheit Heinz Just am 8. September 1951, sechs Wochen vor der Geburt seines Sohnes, an seinem Arbeitsplatz im VEB Edelstahlwerk Döhlen. Nach den Vernehmungen übergab die Staatssicherheit Heinz Just und Friedrich Prautsch am 12. September 1951 an die „Instrukteure“, das heißt an den sowjetischen Geheimdienst MGB. Das Militärtribunal der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (Feldpostnummer 48240) verurteilte beide am Heiligabend, 24. Dezember 1951 in Dresden auf der Grundlage von Art. 58-6, Abschnitt 1 (Spionage) und Art. 58-11 (konterrevolutionäre Gruppenbildung) des StGB der RSFSR zum Tod durch Erschießen. Weitere Mitverurteilte waren Günter Ferber und Hermann Röllig, die zu Zeitstrafen verurteilt wurden. In seinem Gnadengesuch schrieb Heinz Just: „Ich gedachte mir aus meiner finanziellen Notlage heraus durch Beibringung von ein paar unbedeutenden Nachrichten etwas zu verdienen.“

    Anschließend wurde Heinz Just in die Sowjetunion verlegt. Das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR lehnte seine Begnadigung am 18. März 1952 ab. Zwei Tage später wurde das Todesurteil im Butyrka-Gefängnis in Moskau vollstreckt. Ein Massengrab auf dem Friedhof Donskoje in Moskau wurde zur letzten Ruhestätte.

    Die Eltern von Heinz Just wandten sich nach dem Verschwinden ihres Sohnes mit unzähligen Auskunftsersuchen an deutsche sowie sowjetische Einrichtungen und Personen, darunter an den DDR-Staatspräsidenten Wilhelm Pieck, an den Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, an die DDR-Staatssicherheit, an das Deutsche Rote Kreuz sowie an den Präsidenten des Obersten Sowjets der UdSSR. Justs Lebensgefährtin Martha Gottlebe schrieb sogar an die Vereinten Nationen. Substanzielle Antworten bekamen sie nicht. Erst 1962 erhielten die Eltern eine bereits 1959 ausgestellte Sterbeurkunde für Heinz Just ausgehändigt. In ihr war fälschlich beurkundet, er sei am 20. Mai 1954 in der Sowjetunion verstorben.

    Die russische Hauptmilitärstaatsanwaltschaft rehabilitierte Heinz Just am 15. Dezember 1998.
  • Identifikationsnr.:647923